Gipsputz wird aus Gipsmörtel hergestellt. Der Rohstoff Gips, dessen chemische Bezeichnung Calciumsulfat-Dihydrat lautet, kann aus natürlichem Gipsstein und aus REA-Gips gewonnen werden. Gipsstein ist ein häufig vorkommendes Material, das an vielen Lagerstätten vorkommt und durch die Ablagerung urzeitlicher Meere entstanden ist. Der Abbau des natürlichen Rohstoffes erfolgt sowohl im Tagebau als auch unter Tage. Gips entsteht außerdem als Nebenprodukt bei verschiedenen technischen Prozessen, wobei vor allem Gips aus Rauchgas-Entschwefelungsanlagen (REA) von fossil befeuerten Kraftwerken zu nennen ist.
Steinkohle enthält ebenso wie Braunkohle Schwefel, der bei der Verbrennung zu Schwefeldioxid reagiert. Rauchgas-Entschwefelungsanlagen sorgen dafür, dass dieses Gas nicht in die Umwelt gelangt. Mit zusätzlich beigemengtem Kalkstein reagiert Schwefeldioxid zu Gips von hoher Qualität und Reinheit. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass REA-Gips als gleichwertig mit Naturgips anzusehen ist. Um natürliche Ressourcen zu schonen, wird zur Herstellung von Gipsmörteln in zunehmendem Maße REA-Gips eingesetzt.
Gipsputz ist nicht für Feuchträume geeignet
Gipsputz eignet sich als Innenwandputz und Innendeckenputz für Räume mit normaler Feuchtigkeitsbeanspruchung einschließlich Küchen und Bädern, nicht jedoch für ausgesprochene Feuchträume. Wände, die mit Gipsputz verputzt werden sollen, müssen zudem vor aufsteigender und rückseitig einwirkender Feuchtigkeit geschützt sein. Der Putzauftrag erfolgt in der Regel einlagig mit einer Schichtdicke von mindestens einem Zentimeter.
Sehr gute baubiologische Eigenschaften für ein gutes Raumklima
Gipsputz mit seinen baubiologischen Eigenschaften sorgt für ein angenehmes Raumklima, denn er kann rasch Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und wieder abgeben. Mit Gipsputz bieten sich von glatten bis hin zu strukturierten Oberflächen vielfältige Möglichkeiten der Raumgestaltung. Die fertigen Flächen können gestrichen, tapeziert oder gefliest werden. Gipsputze können auf viele zur Begrenzung von Innenräumen verwendeten Materialien aufgebracht werden: auf Beton ebenso wie auf Mauerwerk aus Ziegel, Kalksandstein oder Porenbeton, außerdem auf formstabilen Dämmmaterialien.
Der Untergrund muss grundsätzlich ebenflächig, fest und tragfähig, trocken und gleichmäßig saugend, frostfrei und frei von Staub sein. Gipsputz weist eine besonders gute Haftung am Untergrund auf. Bei stark oder ungleichmäßig saugenden Untergründen ist das Aufbringen einer Grundierung erforderlich. Bei schwach saugenden Untergründen, zum Beispiel auf sehr glatten Betonoberflächen muss die Haftung durch eine organische Haftbrücke mit mineralischen Zuschlägen gewährleistet werden. Der Gipsputzmörtel wird nach den Verarbeitungsrichtlinien des Herstellers mit der Maschine oder von Hand aufgetragen.
Ein Feuerschutz-Baustoff durch gebundenes Wasser
Gips ist ein nicht brennbarer Baustoff, doch dass er zu den klassischen Feuerschutz-Baustoffen gehört, verdankt er einer besonderen Eigenschaft. Bedingt durch seine molekulare Struktur enthält er rund 20 Gewichts-Prozent chemisch gebundenes Kristallwasser. Bei einem Zentimeter Putzdicke sind pro Quadratmeter etwa zwei Liter Wasser im Gipsputz kristallin gebunden. Im Brandfall verdampft das Wasser, wobei der Verdampfungsvorgang große Mengen an Wärmeenergie verbraucht. Darum steigt die Temperatur in der betroffenen Zone nicht über 100 Grad Celsius.
Glatte Oberflächen als Untergrund für Fliesen und Naturstein
Mit Gipsputz lassen sich besonders glatte Oberflächen herstellen, die sich als Untergrund für Beläge aus keramischen Fliesen oder Naturstein eignen. Vor Beginn der Fliesenarbeiten muss der Putz trocken und staubfrei sein. Wenn der Gipsputz keine hydrophobierenden Zusatzstoffe enthält, ist er mit einer für Gipsuntergründe geeigneten Grundierung zu behandeln. Die Fliesen können mit Dünnbettklebern auf Dispersions- oder Zementbasis angesetzt werden. Verwendet man zementhaltige Kleber, ist auf ein hohes Wasserrückhaltevermögen und auf eine schnelle Trocknungszeit des gewählten Klebers zu achten, damit nicht übermäßige Feuchtigkeit an den Gipsputz abgegeben und seine Kristallstruktur beeinflusst wird.