Als Klinker bezeichnet man vorwiegend Mauerziegel aus Ton, welche oberhalb der Sintergrenze, also bei Temperaturen von mehr als 1100º Celsius gebrannt werden. Unter Sintern versteht man einen Vorgang, bei dem aufgrund der hohen Temperatur beim Brennen die kristallinen Bestandteile des Materials an der Oberfläche zusammenschmelzen. Das führt beim Mauerstein zu einer sehr festen und dichten Oberfläche. Klinker weisen eine hohe Druckfestigkeit und eine gute Wärmespeicherfähigkeit auf. Sie sind frostbeständig und werden daher vorrangig im Außenbereich eingesetzt. Mauerwerk aus Klinkern wird nicht verputzt, sondern als Sichtmauerwerk hergestellt.
Klinkersteine sind widerstandsfähiger als normale Ziegel
Beim Ziegel handelt es sich um einen keramische Baustoff und gleichzeitig das älteste künstliche, von Menschenhand geschaffene Baumaterial. Als Rohmaterial wird tonhaltiger Lehm verwendet, der Brennvorgang erfolgt bei einer Temperatur ab 900º Celsius. Bei Klinkern ist das Ausgangsmaterial reicher an Aluminiumsilikaten und kann daher bei höheren Temperaturen gebrannt werden. Durch die höhere Versinterung sind Klinker auch widerstandsfähiger gegen Witterungseinflüsse als „normale“ Ziegel. Eine hergebrachte Bezeichnung für Mauerklinker aus dem Mittelalter lautet „Backstein“. Die unverputzten Klinkerfassaden in gelblichen, roten oder braunen Farbtönen geben Bauten ein typisches, attraktives Gesicht.
Die Verkleidung von Fassaden mit Verblendern oder Blendziegeln war im 19. Jahrhundert weit verbreitet. Bei diesen Klinkern handelt es sich um Steine mit einer exakten geometrischen Form und einer glatten Oberfläche. Gegenüber Bauten mit handgestrichenen Ziegeln fallen diese Fassaden deutlich auf, da sie auch ein sehr genaues Fugenbild aufweisen. In vielen deutschen Großstädten weisen ganze Straßenzüge ein einheitliches Fassadenbild mit Blendziegeln auf. Im Münsterland waren dagegen handgestrichene Ziegel gebräuchlicher
Handstrichziegeln werden seit vielen Jahrhunderten hergestellt
Die Herstellung von Handstrichziegeln hat eine lange Tradition. Dabei wird Lehm in einen Kasten oder auch in einen an der Oberseite und Unterseite offenen Formrahmen gepresst. Danach wird überstehendes Material abgestrichen und die Form gestürzt. Typisches Merkmal dieser Herstellungsweise sind die sichtbaren Quetschfalten. Bei Restaurierungen von historischen Gebäuden wird diese Technik auch heute noch angewendet.
Bei der traditionellen Fertigung schichtete man die Formziegel in einem Meiler mit eingelegten Schichten von Kohle auf. Man benutzte Lehm und Ziegel minderer Qualität, um die Meiler abzudecken. 14 Tage dauerte der Brennvorgang, und im Anschluss sortierte man die fertigen Ziegel nach Qualität. Auch mit Kalksteinen ausgemauerte Ziegelöfen wurden verwendet. Heute werden Ziegel und Klinker mit Hilfe von Produktionsmaschinen und industriellen Öfen geformt und gebrannt.
Klinker in rotbrauner Ziegelfarbe
Die am meisten verbreitete Farbe von Ziegeln und Klinkern ist der typische rotbraune Ziegelfarbton. Je nach dem verwendeten Material kann die Färbung der gebrannten Steine ins Rötliche, Gelbliche oder Bräunliche variieren, auch graue Varianten und beinahe schwarze Steine sind gebräuchlich. Der jeweilige Farbton beruht auf den im Ton enthaltenen Metalloxiden und der Sauerstoffzufuhr während des Brennvorgangs.
Eine mögliche Form der Oberflächenbearbeitung ist die so genannte Engobe. Hierbei werden vor dem Brennen Metalloxide durch Spritzen oder Tauchen auf die Formmasse aufgetragen. Bei Temperaturen über 1200º Celsius erhalten die Steine somit einen farbigen, keramischen Überzug, der für eine dichtere Oberfläche sorgt und die keramischen Bauteile mit einem glasartigem Überzug abdichtet. Klinkersteine werden beim Aufmauern durch Mörtelfugen miteinander verbunden. Auch die Farbe des Fugenmaterials bestimmt den Charakter einer Klinkerfassade.
Fassadenklinker oder Verblender
Bei den Fassadenklinkern oder Verblendern unterscheidet man zwischen Vormauerziegeln, Klinkern und Keramikklinkern. Dabei handelt es sich nicht um eine Differenzierungen nach qualitativen Kriterien, sondern nach wertfreien Eigenschaften der verschiedenen Baumaterialien wie beispielsweise die Wasseraufnahmefähigkeit. Die für Außenwände von Gebäuden verwendeten Baustoffe einschließlich des zur Anwendung kommenden Mörtels müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden.
Alle Sorten von Verblendern sind für die Herstellung von Gebäudefassaden gleichermaßen gut geeignet. Ihre materialspezifischen Eigenschaften sollten jedoch bei der Erstellung von Außenwänden Berücksichtigung finden. So empfehlen sich für Außenwandkonstruktionen, bei denen hoher Wert auf Schlagregenschutz durch eine Abweisung des anfallenden Regenwassers bereits an der Wandoberfläche gelegt wird, solche Klinker mit einem niedrigen Saugvermögen und extrem begrenzter Wasseraufnahme. Wo die Außenwand dagegen weitgehend diffusionsoffen bleiben soll, eignen sich dagegen Vormauerziegel mit größerer Saugfähigkeit besser.
Vormauerschalen mit Dehnungsfugen
Aufgrund klimatischer Einflüsse auf die Gebäudehülle sind Vormauerschalen mit Dehnungsfugen zu versehen, die der Fassade in Abhängigkeit von ihrer Himmelsrichtung und der damit verbundenen Sonneneinstrahlung bei Erwärmung ermöglicht, sich auszudehnen und zu bewegen, ohne dass hierdurch Risse entstehen. In DIN 1053 sind Empfehlungen für die Anordnung und Gestaltung dieser Fugen zu finden.
Gemäß DIN 1053 sind bei zweischaligem Mauerwerk die Verblendschalen durch Drahtanker mit dem tragenden Mauerwerk zu verbinden. Der Abstand der Drahtanker untereinander soll in vertikaler Richtung nicht mehr als 50, in horizontaler Richtung nicht mehr als 75 Zentimeter betragen. An allen freien Rändern, beispielsweise im Bereich von Öffnungen und Gebäudeecken sind zusätzliche Anker vorzusehen. Zur Be- und Entlüftung sowie um den Abfluss eingedrungener Feuchtigkeit zu ermöglichen, sieht man bei der Herstellung von Klinkerfassaden Öffnungen vor. Hierfür lassen in der Regel am Sockel der Klinkerschale drei Stoßfugen pro laufenden Meter offen, die Anordnung weiterer Fugen richtet sich je nach der Art der Unterkonstruktion.
Klinkerfassaden – achten Sie auf die Fugen
Bei Klinkerfassaden spielt die sorgfältige Ausführung der Fugen eine wesentliche Rolle für das optische Erscheinungsbild. Bei der einfacheren Variante, dem Fugenglattstrich erfolgt dies mit Hilfe eines Stücks Kunststoffschlauch beim Hochmauern in einem Arbeitsgang.
Aufwändiger ist das nachträgliche Verfugen: Hierbei werden die Fugen beim Mauern vor jeder Arbeitspause etwa 15 bis 20 mm tief ausgekratzt und nach dem Abschluss der Mauerarbeiten der Fugenmörtel eingebracht.
Nicht nur Fassaden und die Wandoberflächen von Innenräumen, auch Wege und Flächen können mit Klinkersteinen ansprechend und dekorativ ausgebildet werden. Pflasterklinker, Rasenlochklinker und Kleinpflaster-Mosaik ermöglichen vielfältige Varianten der Gestaltung. Ihre Verwendung empfiehlt sich unter anderem auf Gartenwegen, Terrassen und Carports, wo sie lang anhaltende und zeitlose Schönheit sowie dauerhafte Widerstandsfähigkeit des Belags gegenüber äußeren Einflüssen versprechen.
Hersteller von Baumaterialien verfügen in der Regel über Showrooms oder im Freien gelegene Ausstellungsflächen, auf denen Muster der verschiedenen Baustoffe zu begutachten sind. So kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, welche Wirkung von einer mit einem bestimmten Stein geklinkerten Fläche ausgeht. Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und nur eine Bemusterung bietet die Möglichkeit, sich selbst davon zu überzeugen, ob die dunkelgrauen Riemchenklinker tatsächlich mit der Art-Deco-Einrichtung zusammenpassen oder der dunkelrote Klinker die beste Wahl für die Fassade ist. Sinnvoll ist es, zu einer Bemusterung Materialproben oder zumindest Fotos anderer beim Bau verwendeter Werkstoffe mitzubringen und zu überprüfen, ob sie mit dem ausgewählten Klinkermaterial harmonieren.
Mit der „Initiative Backstein“ haben sich 13 renommierte Hersteller von Klinkern zusammengeschlossen und bürgen mit ihren Produkten für 1A-Qualität. Wer Klinker für einen Neubau verwenden möchte, sollte möglichst auf das Markenzeichen „Empfohlene Qualität für zweischaliges Bauen mit Backstein“ achten.